Das Rezept für Trüffelsubstrat für Ihre Plantage

Ist die Steigerung der Trüffelernte möglich?

Es gibt in der Trüffelforscherszene die Geschichte vom Trüffelanbauer der immer die Hälfte seiner Ernte zermahlen und auf seiner Anlage verteilt hat, und dadurch seine Ernte extrem gesteigert hat. Obwohl diese Geschichte nie belegt worden ist, wird doch eine Portion Wahrheit darin stecken. Inzwischen gibt es die ersten wissenschaftlichen Beweise für die Wirksamkeit solcher Maßnahmen. Grund genug uns damit zu beschäftigen und Ihnen den Stand des Wissens vorzustellen.

Mit Trüffelfallen Ihre Trüffelzucht beschleunigen

Eine einfache und praktikable Anleitung für Trüffelsubstrat zum Selbermachen:

Trüffelsubstrat ist ein nährstoffreiches Substrat, das mit Trüffelsporen angereichert ist und für das Ausbringen auf Ihrer Plantage vorgesehen ist. Mit dem Substrat kann man die Fruchtung ab dem 4. Jahr auf der Pflanzung unterstützen und beschleunigen. Das Substrat ist nicht geeignet, die Wurzeln junger Bäume mit dem Trüffel zu impfen. Es regt das Wurzel- und Pilzwachstum an, und die enthaltenen Sporen befruchten das bestehende Trüffelmycel. So können in der nährstoffreichen Umgebung danach schnell Fruchtkörper entstehen. Meist besteht das Trüffelmycel eines Baumes aus einem sog. „Muttermycel“, das eine Befruchtung durch ein „Vatermycel“ benötigt, um Früchte auszubilden. Der Vorgang ähnelt der Bestäubung eines Obstbaumes, wobei die eingebrachten Sporen die Rolle der Pollen übernehmen. Das geschieht in der Natur durch Zusammenwachsen der Mycele, oder durch Verschleppen von Sporen oder Pilzstücke durch Tiere.

Wichtig: Nur eindeutig bestimmte, reife, und gewaschene Trüffel verwenden um den Eintrag von Kontamination durch andere Trüffelarten und Mycorrhizapilze zu vermeiden!

Zutaten für Trüffelsubstrat

Für einen Betonmischer/Schubkarren voll

  • 42l Kompost
  • 4,5l Kalk
  • 0,5l Perlit
  • 3,75l Wasser
  • mind. 35g Trüffel (eingefroren oder frisch)

Der Kompost sollte möglichst gut durchgereift sein, eine dunkle Farbe haben und wenig unverottete Teile enthalten. Torf verbietet sich aufgrund der versauernden Eigenschaften. Größere Mengen kann man beim örtlichen Kompostwerk beziehen, kleinere Mengen aus dem eigenen Garten oder bei einer Gärtnerei.

Der Kalk sollte am besten gebrochener Naturkalk (kohlensaurer Kalk, möglichst hoher CaCO3 Anteil, kein Dolomit) sein. Sonst funktioniert auch ungebrannter kohlensaurer Düngekalk.

Perlit lockert die Mischung und verbessert die Durchlüftung. Es ist für den eigentlichen Zweck des Substrats nicht zwingend nötig, und kann auch weggelassen werden. Vermiculit wird manchmal zum Verteilen der Sporen empfohlen. Das Material ist aber relativ teuer, für diese Anwendung zweckentfremdet, und für die Verteilung auch nicht unbedingt nötig.

Zubereitung

Am besten funktioniert das Mischen des Substrats in einem Betonmischer (vorher gut putzen). Alternativ geht es auch mit einer Schaufel in einem Schubkarren oder einer großen Wanne.

Das Zerkleinern der Trüffel wird mit einem Küchenmixer durchgeführt. Die aufgetauten Trüffel in grobe Stücke schneiden, und mit reichlich Wasser (vorher abmessen) sehr gründlich im Mixer zerkleinern. Dabei darauf achten, dass die Mischung nicht zu warm wird. Danach in einem sauberen Eimer mit der benötigten Restmenge Wasser verdünnen.

Zuerst die Substratmischung ohne Wasser und Trüffel herstellen, gut mischen, Fremdkörper und Klumpen entfernen und zerkleinern. Dann nach und nach unter ständigem Rühren das Wasser mit dem Trüffel dazugeben und sorgfältig einmischen. Nicht alles auf einmal, da sonst keine gleichmäßige Mischung entstehen kann. Am Ende noch einmal gründlich durchmischen.

Ausbringen des Substrats

Die Ausbringung des Substrats erfolgt im Frühling. In dieser Zeit hat die Pflanze das größte Wurzelwachstum, und neue Feinwurzeln werden gebildet. Auch das Trüffelmycel wächst stark und erschließt sich neue Feinwurzeln zur Mycorrhizierung. In dieser vegetativen Phase wird durch Wachstum der Grundstein zur Fruchtung gelegt. Es ist anzunehmen, dass jetzt auch die Befruchtung des Mycels und die Bildung der Fruchtansätze geschehen.

Im Wurzelbereich flächig ausgebracht

Zum Anregen der Fruchtung kann das Substrat im Wurzelbereich flächig ausgebracht werden. So werden die Sporen möglichst weit verteilt, und die Chance erhöht, das bestehende Trüffelmycel zu erreichen. Die Fruchtkörper wachsen später natürlich verteilt im vorhandenen Boden. Ob das Substrat eingearbeitet werden muss, ist fraglich. Durch Regen und Bodenleben wird es mit Sicherheit auch auf natürlichem Wege in den Oberboden zu den Mycorrhiza gelangen.

Trüffelfallen – Gezielt auf einen Punkt konzentriert

Wenn die Plantage bereits Trüffel produziert, kann die Fruchtung mit sogenannten Trüffelfallen gezielt auf einen Punkt konzentriert werden. In ein Loch im Oberboden wird Substrat eingebracht, und das Loch wieder verschlossen. Die Trüffel wachsen ein bis zwei Jahre später in genau diesem Bereich.

Mengenangaben:

Die Angaben zur benötigten Menge Trüffel pro Baum gehen stark auseinander und reichen von etwa 1-10g. Murat (2016) beschreibt in seiner Publikation das Anlegen von vier Trüffelfallen mit je 250ml Substrat pro Baum an 196 Bäumen. Dafür benutzt er 250g Trüffel für 100l Substrat, was 1,28g Trüffel pro Baum, bzw. 0,32g Trüffel pro Trüffelfalle entspricht. Unklar ist jedoch wie er mit der Menge von 100l Substrat auskommt. Beim Nachrechnen von 4 Fallen mit je 250ml pro Baum und 196 Bäumen kommt man auf 196l Substrat. Geht man davon aus, dass er für den Versuch zwei Mal 100l Substrat mit je 250g Trüffel angemischt hat, würden sich die Mengenangaben der Trüffel auf 2,56g pro Baum und 0,64g pro Trüffelfalle verdoppeln.

In einem Betonmischer können etwa 50l Substrat gemischt werden. Dafür würden dann 37,5g Trüffel benötigt werden. Die 50l reichen für 12,5 Bäume. Pro 100 Pflanzen kommt man so auf 400l Substrat und 300g Trüffel. Damit wäre die Pflanzung allerdings komplett und sehr großzügig mit Trüffelfallen ausgestattet.

Im Standjahr vier und fünf der Trüffelpflanzung können sich erste Brûlées zeigen, und die Pflanzen erreichen eine Größe, die eine Trüffelfruchtung möglich macht. Zu diesem Zeitpunkt ist das flächige Nachimpfen zur Anregung der Fruchtung sinnvoll. Dazu werden nicht die oben genannten Mengen benötigt. Die Hälfte, also etwa 2l Substrat pro Baum sollte genügen.

Später, wenn die Fruchtung eingesetzt hat, kann man gezielt in den produktiven Bereichen die Trüffel „in die Falle locken“. Weniger produktive Bereiche können eventuell mit flächigem Nachimpfen zum Fruchten angeregt werden. So ergibt sich die Menge des benötigten Substrats je nach Situation auf der Pflanzung.

Hintergrundwissen:

In manchen Anleitungen wird dem Substrat Honig oder Zucker beigemischt. Es wird behauptet, dass einfache Kohlenhydrate aus den Pflanzenwurzeln die Sporenkeimung positiv beeinflussen, jedoch existieren keine gesicherten Hinweise auf eine solche Funktion. Ein hoher Gehalt an Kohlenhydraten in Pflanzenwurzeln ist aufgrund Ihrer Funktion als Speicher in der Pflanze nicht verwunderlich und zu erwarten. Vielmehr ist anzunehmen, dass wie auch bei anderen Sporen und Samen, thermische und chemische Effekte (Säuren und Enzyme) die Sporenkeimung auslösen (Chevalier & Frochot 2002, La Truffe de Bourgogne, S.66-67). Aus eigenen Versuchen wissen wir, dass die Sporenkeimung auch sehr gut ohne Honig oder Zucker funktioniert.

In der bisher einzigen wissenschaftlichen Publikation zum Thema wird ebenfalls Honig verwendet, ohne jedoch auf deren Funktion einzugehen. Es wird angegeben, dass alle modifizierten Faktoren (Bodenstruktur, Nährstoffe, Humusgehalt, pH etc.) für den Erfolg der Fallen verantwortlich sein können. Die Wirkung des Honigs dagegen wurde nicht gesondert getestet und beschrieben. Wichtig sind vor allem die Trüffelsporen, die als Befruchter des vorhandenen Trüffelmycels dienen, und damit die Fruchtung auslösen (Murat et al. 2016).

Eine gleichmäßige Verteilung der Sporen ist nicht, wie immer wieder zu lesen ist, das Resultat der Verwendung eines bestimmten Trägerstoffes, sondern einer richtigen Verdünnung und gewissenhaften Durchmischung. Die Sporen-Wasser-Mischung muss möglichst langsam und gleichmäßig dem Substrat zugegeben werden. Dabei muss ständig gerührt werden. Eine zu schnelle Zugabe bei zu wenig Rühren führt zu Klumpen, die später kaum wieder verteilt werden können.